Geschwindigkeitsmessung mit ES 3.0 oder ESO ES 1.0 – Anhörungsbogen oder Bußgeldbescheid erhalten? Rechtsanwalt Kämpf informiert über Messfehler und andere Verteidigungsansätze.

Die Folge eines roten Blitzes – Anhörungsbogen und/oder Bußgeldbescheid. Sie sehen sich mit Punkten in Flensburg und einem Bußgeld konfrontiert. Oder droht Ihnen ein Fahrverbot wegen der Geschwindigkeitsüberschreitung.
Im folgenden Fachartikel bespricht Rechtsanwalt Kämpf aus München die Folgen von Geschwindigkeitsüberschreitungen sowie Verteidigungsansätze bei der Geschwindigkeitsmessung mit den Messgeräten ESO ES 3.0 und ESO ES 1.0.

1. Mögliche Folgen der Geschwindigkeitsüberschreitung

Je nach Höhe der gemessenen Geschwindigkeitsüberschreitung können Geldbuße, Fahrverbot und Punkte im Verkehrszentralregister drohen. Neben der Höhe der gemessenen Geschwindigkeitsüberschreitung kommt es darauf an, ob diese innerorts oder außerorts festgestellt wurde. Im Regelfall wird je nach Höhe der Geschwindigkeitsüberschreitung ein Bußgeld zwischen 15,– EUR und 680,– EUR verhängt. Ab einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 21 Stundenkilometern (km/h) kommt ein Punkt im Verkehrszentralregister in Flensburg hinzu. Abhängig von der Höhe der Geschwindigkeitsüberschreitung werden bis zu vier Punkten im Verkehrszentralregister in Flensburg eingetragen. Ab einer Geschwindigkeitsüberschreitung (innerorts) von mehr als 31 km/h wird darüber hinaus ein Fahrverbot von einem Monat verhängt. Bei höheren Geschwindigkeitsüberschreitungen können Fahrverbote bis zu drei Monaten ausgesprochen werden. Bitte beachten Sie, dass bei Wiederholungstätern das Fahrverbot für die Geschwindigkeitsüberschreitung erhöht werden kann.

2. Messverfahren Einseitensensor ESO ES 3.0 und ESO ES 1.0

Beim Einseitensensor ESO ES 3.0 und ESO ES 1.0 handelt es sich um Messgeräte, bei denen die Geschwindigkeitsüberschreitung mittels des Weg-Zeit-Messverfahrens festgestellt wird.
Das Messgerät ESO ES 3.0 und ESO ES 1.0 bestehen aus einem Sensorkopf mit vier Sensoren, einer Rechnereinheit sowie einer funkgesteuerten Fotoeinrichtung. Das durchfahrende Fahrzeug wird von den vier Sensoren des Messgerätes ESO ES 3.0 oder ESO ES 1.0 mittels eines sodann digitalisierten und gespeicherten Helligkeitprofils erfasst. Anhand der hierbei ermittelten Weg-Zeit-Messung errechnen die Messgeräte ESO ES 3.0 und ESO ES 1.0 die Geschwindigkeitsübertretung.

3. Verteidigungsansätze und Fehlerquellen des Einseitensensor ESO ES 3.0 und ESO ES 1.0

Als problematisch gilt insbesondere, wenn auf dem von der Geschwindigkeitsüberschreitung per Einseitensensor ESO ES 3.0 oder ESO ES 1.0 erstellten Lichtbild zwei Fahrzeuge abgebildet sind. Dies ist allerdings nur dann ein beachtlicher Messfehler, wenn sich die Fahrzeuge zwischen Messlinie und Fotopunkt befinden.

Daneben ist zu überprüfen, ob das Messgerät Einseitensensor ESO ES 3.0 oder ESO ES 1.0 über eine gültige Eichung verfügt.
Außerdem muss der Messbeamte die Bedienungsanleitung (u.a. den Sensorkopf mittels Wasserwaage ausrichten, zwei Testfotos vor der Geschwindigkeitsmessung durchführen, Messlinie und Fotolinie dokumentieren) sorgfältig eingehalten haben.
Bitte beachten Sie, dass daneben verschiedene weitere Verteidigungsansätze bestehen. Ihr im Verkehrsrecht tätiger Rechtsanwalt wird Sie hierüber nach erhaltener Akteneinsicht in die Bußgeldakte informieren.

Verteidiger-Tipp: Auch im Bußgeldverfahren bei der Geschwindigkeitsüberschreitung gilt die Devise „Weniger ist mehr“. Als Betroffener einer festgestellten Geschwindigkeitsüberschreitung haben Sie ein umfassendes Schweigerecht und müssen keine Angaben zur Sache und insbesondere zur Identität des Fahrers machen. Sollten Sie einen Anhörungsbogen oder Bußgeldbescheid wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung erhalten haben, können Sie sich gerne mit mir in Verbindung setzen. Ich werde zunächst Akteneinsicht in die Bußgeldakte nehmen und sodann die weitere Verteidigungsstrategie mit Ihnen abstimmen.

Quellennachweis Lichtbild: Andri Peter – www.pixelio.de